Doktor Lehmann an Bgm. Deffner wegen Schreiben vom 06-04-01



Dr. Bernhard Lehmann
Haydnstr. 53
86368 Gersthofen
Tel. 0821/497862
e-mail: zonaras@gmx.de

An den
Herrn Bürgermeister der Stadt Gersthofen
Siegfried Deffner

Betreff: Forschungsarbeiten im Archiv der Stadt Gersthofen

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

leider haben Sie mein Schreiben vom 6.4.2001 nicht beantwortet. Unser Anliegen ist nach wie vor das gleiche, wir würden gerne im Rahmen unseres Projektes das Archiv der Stadt Gersthofen einsehen. Wie wir wiederholt betont haben, geht es uns um die Aufarbeitung des Themas Fremd- und Zwangsarbeiter in den Gemeinden Gersthofen, Gablingen, Batzenhofen, Hirblingen und Langweid, wobei wir die Schutzbestimmungen des bayerischen Archivgesetzes selbstverständlich einhalten werden. Ich darf in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, daß die noch fortbestehenden Gersthofer Firmen und Betriebe wie Hery und Sauer ihre Kooperationsbereitschaft unter Beweis gestellt haben, also die von ihnen ins Feld geführten schutzwürdigen Belange anders interpretieren als dies von Ihrer Seite erfolgt ist. Um Missverständnissen vorzubeugen, darf ich Sie darauf hinweisen, dass der Begriff Sklavenarbeiter (in meinem Schreiben vom 27.3.01) sich auf den Tatbestand bezog, dass sich auf dem Flugplatz von Gablingen für einen kurzen Zeitraum ein Außenlager des KZ Dachau befand und dort KZ-Häftlinge interniert waren. In der Sekundärliteratur ist der Begriff "Sklavenarbeiter" für die KZ-Häftlinge durchaus gebräuchlich. Sehr geehrter Herr Bürgermeister, wir würden uns freuen, wenn Sie unter diesen Umständen ihre bisherige Haltung revidieren würden und uns den Zugang zum Archivermöglichen könnten. Wir würden uns auch freuen, wenn wir in einem persönlichen Gespräch (mit oder ohne Schüler) Missverständnisse aus dem Wege räumen könnten. Sollten Sie wider Erwarten bei Ihrer ablehnenden Haltung verharren, dann dürfen wir Sie bitten, uns baldmöglichst einen rechtsmittelfähigen Bescheid zuzusenden, der uns ermöglicht, den Rechtsweg zu beschreiten.

Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, das Forschungsinteresse unserer Schüler zu respektieren, die das Projekt wie ich selbst in ihrer Freizeit anpacken. Als junge Staatsbürger wollen unsere Schüler ihr Gemeinwesen mittragen und Verantwortung übernehmen und den Staat und die Parteien als Partner verstehen. Nur so können wir gemeinsam die so viel zitierte Politikverdrossenheit junger Menschen abwenden bzw. abbauen. Ich hoffe, sie sehen dies genauso.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bernhard Lehmann

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